Regenbogen im Bonbonglas
Über Glück in kleinen Dosen
Ist das toll! Ich habe von meiner Mutter pünktlich zum neuen Jahr ein Bonbonglas bekommen. Ein leeres zwar, aber das wird sich jetzt ändern: Passend dazu gab es für alle in der Familie einen bunten Regenbogenblock, und die Aufgabe, fortan jedem glücklichen Moment einen Zettel zu widmen und diesen in das Glas zu werfen. Am Ende des Jahres, zu Weihnachten, kommen wir dann alle mit unseren Bonbongläsern wieder zusammen und erzählen uns von unseren Glücksmomenten.
Im Gegensatz zu einer Spardose, die ja nur am 30. Oktober geleert wird – dem Datum, an dem man als Kind immer ganz aufgeregt war und sich hibbelig fragte, ob das Ersparte wohl diesmal für ein Pony reicht – , darf man auch zwischendurch hineinluken. Etwa dann, wenn man traurig ist. Oder wenn man denkt, jeder und alles und immer ist gemein. Dann sieht man, dass das gar nicht so ist, und wird schnell wieder froh.
Ein, zwei, drei, vier Zettelchen
Ich finde diese Idee so zauberhaft, dass ich seitdem ständig kleine Zettelchen schreibe. Auf ihnen steht, wie froh ich bin, eine Mutter zu haben, die mir Bonbongläser und Zettelchen schenkt. Und wie lieb ich meine Oma habe, die pedantisch darauf besteht, dass dieses Bonbonglas eigentlich kein „echtes“ Geschenk ist, weil sie sich andernfalls schlecht fühlen würde, weil wir uns ja eigentlich nichts schenken. Oder wie toll es ist, dass mich der Radiowecker heute mit dem „Shoop Shoop Song“ geweckt hat und ich ganz hinten im Badezimmerschrank doch noch eine neue Zahnpasta-Tube gefunden habe. Oder, oder, oder.
Wäre das Glück ein großer, roter Luftballon, käme es sicher manchmal auch in winzig kleinen Seifenblasen daher. Zahnpasta-Tuben verändern wahrlich nicht die Welt. Vielleicht aber die eigene Sichtweise.
Ich zumindest mache das jetzt so. Was normalerweise nur zu einem kurzen Lächeln geführt hätte, wird nun eingefangen, aufgeschrieben und festgehalten. Natürlich im übertragenen Sinne. Glück ist und bleibt flüchtig. Und statt einen schönen Augenblick hektisch mit der Smartphone-Kamera festhalten zu wollen, sollte man ihn sowieso lieber in Ruhe und vollen Zügen genießen. An die großen Momente im Leben erinnert man sich ohnehin leicht zurück. Und für all die anderen gibt es jetzt Zettelchen.
Zauberschön!
ich bin ein wenig neidisch, nicht zur Familie Dierker dazu zu gehören… ;-)
Ein Bonbonglas, das mit jeder kleinen Süße im Leben voller wird statt leerer. Was für eine wunderschöne Idee!